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Alphonse des Vignoles

Pfarrer der französisch-reformierter Gemeinde 1686–1688, Wissenschaftler, 
Direktor der Mathematik an der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin

geboren 19.10.1649 in Frankreich
gestorben 27.07.1744 in Berlin
1686–1688 in Schwedt tätig

Alphonse des Vignoles war der zweite Pfarrer bzw. Prediger der französisch-reformierten Gemeinde in Schwedt und wurde am 19. Oktober 1649 als Sieur de Saint-Geniez auf Schloss Aubais im Nieder-Languedoc geboren. Der aus einer alten französischen Adelsfamilie entstammende Vignoles erhielt Unterricht bei verschiedenen Lehrern an unterschiedlichen Stätten. 1670 rief ihn sein Vater von Genf, wo Vignoles keinen rechten Studieneifer gezeigt hatte, in das väterliche Schloss zurück. Hier lernte er Wissenschaftler Johann Bruguier kennen, bei dem er Mathematik, Optik, Astronomie und auch Theologie studierte. Schließlich entschloss sich Alphonse des Vignoles trotz seiner Begabung für Mathematik für den Dienst in der Kirche.

Mit Studien an verschiedenen europäischen Geisteszentren wie Oxford und Paris bereitete er sich auf sein Predigeramt vor. Nach dem Tod seines Vaters wurde er Prediger Aubais und Cailar. Da nach Aufhebung des Ediktes von Nantes im Jahr 1685 war Vignoles als französisch-reformierter Geistlicher gezwungen, innerhalb von nur 14 Tagen Frankreich zu verlassen Er floh über Genf, Lausanne und Bern nach Berlin. Sein Wissen und sein Talent zu lehren führten dazu, dass ihm im  Sommer 1686 das Amt des Predigers in der gerade entstandenen französischen Gemeinde in Schwedt übertragen wurde. Er löste den Pfarrer Isaak Salier ab, der im hohen Alter die erste Gruppe von französischen Glaubensflüchtlingen von Berlin nach Schwedt begleitet hatte und nur drei Monate in Schwedt blieb. Noch 1686 bat Salier um seinen Abschied.

Der bereits von Zeitgenossen als Gelehrter geschätzte Vignoles erhielt von der brandenburgischen Kurfürstin Dorothea eine silberbeschlagene Bibel als Willkommensgeschenk. In Schwedt, so wurde berichtet, führte er sein Pfarramt mit Klugheit, Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit aus. Anhaltende Uneinigkeit und Gegensätzen innerhalb der sich noch in der Aufbauphase befindlichen französischen Gemeinde Schwedt-Vierraden bereiteten Vignoles trotz aller seiner Bemühungen häufig Unannehmlichkeiten. Nach zwei Jahren in Schwedt nahm er deshalb 1688 eine Stelle in der französisch-reformierten Gemeinde in Halle an.  Von dort ging er nach Brandenburg, wo er als Prediger geachtet wurde und seine mathematischen Studien fortsetzen konnte. Hier erarbeitete Vignoles in einer immensen Arbeit mit Verzeichnissen, Datierungen und Abschriften von Originalurkunden mit einer Chronologie die archivalische Basis für  eine Chronik der Stadt.  

Über Jahre arbeitete Vignoles mit dem Berliner Prediger Jacques Lenfant und Mitglied der preußischen und englischen Akademie der Wissenschaften und Gottfried Wilhelm von Leibniz zusammen. Für beide überprüfte er Chroniken und widerlegte als Nebenresultat 1691 die Legende des weiblichen Papstes Johanna. 1700, in ihrem Gründungsjahr, nahm die „Societät der Wissenschaften zu Berlin“ Alphones des Vignoles in ihre Reihen auf. 1703 folgte Vignoles dem Ruf des preußischen Königs Friedrich I. und zog in Berlin die Nähe des damaligen Observatoriums, um astronomische Beobachtungen durchführen zu können. Während seiner Zeit als Direktor der klassischen Mathematik an der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin schrieb Vignoles eine zweibändige Chronologie mit Abhandlungen über die Zeitrechnung der Chinesen und Ägypter. Im Alter von 63 Jahren wurde ihm 1712 noch die Predigerstelle der französisch-reformierten Gemeinde in Köpenick auferlegt, die er bis 1721 inne hatte. Ab 1720 verfasste Vignoles Beiträge für die Zeitschrift Bibliotheque gemanique“, die auch in Schwedt gelesen wurde.

Alphons des Vignoles starb hochverehrt im Alter von 95 Jahren am 27. Juli 1744 in Berlin. In Schwedt war ihm, wie Torsten Freyhof in seinem Aufsatz über Vignoles im Jahr 2000 schrieb, sein Bleiben nicht möglich.